Stressdiagnostik – wenn das Nervensystem auf Daueralarm steht

In unserer Praxis betrachten wir Stress nicht als bloßes Alltagsphänomen, sondern als eine der zentralen Gesundheitsfragen unserer Zeit.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft chronischen Stress als eines der größten Gesundheitsrisiken des 21. Jahrhunderts ein – zurecht. Permanente Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit, familiäre oder berufliche Belastungen bringen unseren inneren Kompass aus dem Takt.

Dabei ist Stress an sich nichts Schlechtes: In akuten Situationen mobilisiert unser Körper durch die Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin alle Kräfte – wir werden leistungsfähig, fokussiert und wach. Doch wenn diese Phase nicht endet, kippt das System. Der Körper bleibt in ständiger Alarmbereitschaft, das Immunsystem wird geschwächt, und die Selbstregulation gerät aus dem Gleichgewicht.

Dauerstress kann langfristig zu folgenden Beschwerden führen:

  • Erhöhter Blutdruck mit gesteigertem Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

  • Insulinresistenz bis hin zu Diabetes mellitus

  • Fettleber, Entgiftungsstörungen und Lebererkrankungen

  • Reizdarm, Verdauungsprobleme und Leaky-Gut-Syndrom

  • Autoimmunerkrankungen unterschiedlicher Ausprägung

  • Psychische Beschwerden wie Erschöpfung, Depression oder Burn-out

Wie wir Stress sichtbar machen: Herzratenvariabilität (HRV)
Die Herzratenvariabilität ist ein hochsensibles und wissenschaftlich etabliertes Verfahren zur Analyse der autonomen Stressregulation. Je höher die Variabilität zwischen den Herzschlägen, desto besser kann sich dein Nervensystem an innere und äußere Anforderungen anpassen – ein direkter Marker für deine Resilienzfähigkeit.

Mit dieser Analyse messen wir objektiv, wie stark dein Körper unter Strom steht – oft ganz unabhängig von deinem persönlichen Empfinden. Die HRV gibt uns wertvolle Hinweise auf den Zustand deines vegetativen Nervensystems, deinen aktuellen Stresslevel und deine Regenerationsfähigkeit.

Denn: wer den Stress kennt, kann ihn verändern.

  • Die Messung dauert etwa 15–20 Minuten und erfolgt über zwei Klemmelektroden, die in der Regel an den Handgelenken angebracht werden. Sie liefert eine erste, fundierte Einschätzung über den aktuellen Zustand deines vegetativen Nervensystems – objektiv, präzise und direkt messbar.

  • Bei der 24-Stunden-Messung wird ein kleiner, kaum spürbarer EKG-Rekorder im Brustbereich getragen. Diese Langzeitmessung ermöglicht eine detaillierte Auswertung typischer Stressreaktionen im Tagesverlauf – ob im Beruf, im Alltag oder in Ruhephasen. Auch die Qualität des Schlafs, seine Tiefe und die Regenerationsphasen lassen sich präzise beurteilen.

  • Ergänzend kann ein Speicheltest Aufschluss über den adrenalen Stress-Index geben – insbesondere über das Cortisol-Tagesprofil. Auch weitere Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Serotonin können bei Bedarf mit einbezogen werden, um das neuroendokrine Stressmuster umfassend zu erfassen.

    Auf Basis der Ergebnisse und deiner individuellen Symptomatik erstellen wir einen maßgeschneiderten Therapieplan zur gezielten Stressbewältigung und langfristigen Stärkung deiner Resilienz.